Die Kolpingstadt
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Manheim – Ein Dorf siedelt um
Lange haben es die Bürgerinnen und
Bürger von Manheim gewusst: Irgendwann
müssen sie ihr Heimatdorf verlassen,
da es dem Braunkohlebagger
weichen muss.
Doch als es dann tatsächlich soweit
war und die ersten Schritte der Umsiedlung
begannen, war es für die
rund 1.800 Bewohnerinnen und Bewohner
des kleinsten Kerpener Stadtteils
nicht einfach, den neuen Weg
einzuschlagen. Trotzdem votierten im
Jahr 2007 stolze 81 % von ihnen für
eine gemeinsame Umsiedlung an den
Wunschstandort „Dickbusch“, westlich
des Stadtteils Kerpens gelegen.
Hier sah man die große Möglichkeit,
erneut eigenständig zu sein, aber die
Einkaufsmöglichkeiten und infrastrukturellen
Vorteile des großen Nachbarn
Kerpen nutzen zu können.
Ein ganzes Dorf an anderer Stelle
neu entstehen zu lassen, erforderte
Planung, Vorstellungskraft, Geduld
und viel Zeit. Die Manheimer Bürgerinnen
und Bürger brachten sich von
Anfang an in die städtebaulichen
Überlegungen für ihre neue Heimat
ein. Hierfür mussten sie viel lernen.
Eine Vielzahl von Workshops, Vorträgen
und Exkursionen boten die Möglichkeit,
um gemeinsam mit den Planungsspezialisten
ihre Wünsche und
Anforderungen für das Dorf „Manheim
neu“ konkret zu formulieren
und darzustellen.
Dabei galt es, wichtige
Entscheidungen zu treffen.
Welche Form soll der neue Ort
haben? Wo würden Grünanlagen
entstehen, wie würden die
Straßen verlaufen? Wie werden
die Grundstücke geschnitten?
Es standen Entscheidungen für die
Bürgerinnen und Bürger an, welches
Grundstück sie erwerben wollen und
wie das neue Haus tatsächlich aussehen
soll. Von existenzieller Wichtigkeit
war dabei die Frage, was man für sein
altes Anwesen bekommen würde.
Nach dem Abschluss der Erschließungsarbeiten
ging es mit riesengroßen
Schritten weiter. Seit dem offiziellen
Beginn der Umsiedlung, dem
01.04.2012, haben ca. 85 % der Manheimer
Bevölkerung bereits ihr Anwesen
an den Bergbautreibenden veräußert
und ihre alte Heimat verlassen.
Ca. 65 % der Bevölkerung sind nach
Manheim-neu umgesiedelt und haben
dort eine neue Heimat gefunden.
Neben den privaten Anwesen sind in
Manheim-neu bereits der Friedhof
und die Aussegnungshalle errichtet
worden. Auch die Kleinsten wurden
nicht vergessen. Eine zweizügige Kindertagesstätte
mit U3-Betreuung ist
ebenfalls in Manheim-neu bereits in
Betrieb genommen worden und drei
großzügige Spielplätze für alle Altersgruppen
runden das Angebot ab.
Zurzeit entsteht in Manheim-neu
ein Sport- und Kulturzentrum. Die
Außenanlagen erhalten den ersten
Kunstrasenplatz im Stadtgebiet Kerpen
sowie eine große Spielwiese und
einen Bolzplatz. Die Fußballvereine
aus Blatzheim und Manheim bekommen
jeweils ein eigenes Vereinsheim,
mit Clubräumen, Umkleiden und Sanitärbereichen.
Eine Mehrzweckhalle
mit dazugehöriger Küche und Sanitäreinheit,
ein Gruppenraum und ein Jugendbereich
bieten ausreichend Platz
für das aktive Vereins- und Dorfleben
in Manheim-neu. Ebenfalls erhalten
die Manheimer Schützen, die in Manheim
bisher ein eigenes Schützenheim
haben, in einem separaten Anbau ihr
eigenes Vereinsdomizil.
Auch mit dem Endausbau der Straßen
und Gehwege wurde bereits begonnen.
Es wird also nicht mehr lange
dauern, bis Manheim-neu fertig gestellt
ist und für seine Bewohnerinnen
und Bewohner zur neuen Heimat geworden
ist.
Foto: RWE Power AG, Stand: 26.05.2017